Fragen an Michael Lapuks Fotografien

Wann und wie haben Sie Ihre künstlerische Neigung entdeckt?

In meiner Schulzeit habe ich schon immer viel gezeichnet. Für eine kleine satirische Schülerzeitung habe ich die Zeichnungen angefertigt. Mit etwa 15 oder 16 Jahren habe ich zum ersten Mal Bilder des Malers Lovis Corinth in einem Magazin gesehen. Ich kann mich erinnern, dass mich diese Bilder sehr beeindruckt haben und ich anfing selber mit Öl zu malen. In den letzten Jahren meiner Schulzeit – vor meinem Kunststudium – habe ich angefangen vor der Natur zu zeichnen und zu malen.

Sie wählen vor allem druckgrafische Techniken für Ihre Arbeiten. Was fasziniert Sie an diesen Techniken?

Schon während meines Kunststudiums habe ich mich neben der Malerei immer mehr mit Radierung, Lithografie und Siebdruck beschäftigt. Mir gefielen die Variations- und Gestaltungsbandbreiten dieser Techniken. Ich habe versucht die Erfahrungen der Malerei auf diese Drucktechniken zu über tragen und konnte durch die spezifischen Arbeitsprozesse die Ergebnisse schneller variieren als in der Malerei. Der serielle Charakter von druckgrafischen Techniken kommt meinen Vorstellungen von Bildsequenzen sehr entgegen. Der etwas distanziertere Prozess beim Drucken – im Gegensatz zur Malerei bei der der Pinsel direkt die sichtbare Spur auf der Leinwand hinterlässt – hilft mir mich für Bildlösungen zu entscheiden. An den eher traditionellen klassischen Drucktechniken der Radierung oder dem Holz- oder Linolschnitt kommt mir der physische Aspekt der Arbeit sehr entgegen. Die Form des Wiederstands den eine Zinkplatte oder eine Holztafel beim Bearbeiten liefert ist für mich sehr wichtig. Die Spuren werden direkt ins Material übertragen und sind dadurch sehr authentisch. Gleichzeitig kann die Distanz, die der eher handwerkliche Aspekt des Druckens liefert, Kontrolle über das eher emotionale des zeichnerischen liefern und kann so zu einem aussagekräftigen gewünschten Ergebnis führen.

Gibt es ein festes Konzept für die anstehende Ausstellung “cities remixed”? Wenn ja, bitte stellen Sie dieses kurz vor.

CITIES REMIXED ist der Titel der CD die zu dieser Ausstellung erscheint. Das Material hierfür sind Zeichnungen und Sounds die teilweise aus Mitte und Ende der 90er Jahre stammen. Ältere und bisher nicht verwendete Zeichnungen des Booklets dieser CD sind zu einem neuen Storyboard angeordnet. Auch der Sound, den ich teilweise auf meinen Reisen aufgenommen habe und schon Material lieferte für Sound Installationen, ist neu abgemischt und angeordnet. Eben REMIXED.. Diese CD ist demnach ein Rückblick und eine Neubearbeitung von Material aus mehreren Jahren. Hinzu kommen neuere Arbeiten wie Linolschnitte, Radierungen und Fotografien die diesen Titel auf entsprechende Weise reflektieren. Die Linolschnitte, die Architekturen verschiedener Städte zeigen, sind in verschiedenen Fassadenfarbtönen, die jeweils eigene Städtenamen tragen, gedruckt bzw grundiert. Daraus ergeben sich wiederum Städtenamen-Paare oder eben MIXE. Auch die Architektur- Fotografien aus meinem ständig anwachsenden Bildarchiv werden ständig ergänzt, erweitert oder umgruppiert.

Die Gestaltung Ihrer Bücher ist sehr interessant. Sie erinnern zum Teil stark an Comics oder Bilderzählungen. Was steckt hinter dieser Struktur und wie sind die Bücher zu lesen? Welche Rolle spielt der Einsatz von Text in Ihren Büchern?

Mir gefällt die Bildsprache und die Erzähl Struktur von Comics. Sie erlaubt und suggeriert zeitliche Abläufe in Bildfolgen ohne dass notwendigerweise eine eindeutige Geschichte erzählt wird. Der Einsatz von Wörtern und Text ist eher assoziativ und gibt Hinweise auf den Ursprung der Bilder der oftmals autobiografisch ist.

Sie arbeiten für das Institut für Auslandsbeziehungen. Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen und was sind Ihre Aufgabenbereiche?

Ende der 90er Jahre habe ich angefangen für das Institut für Auslandsbeziehungen zu arbeiten. Der Kontakt entstand eher zufällig, Ich betreue dort als Techniker Kunstausstellungen im Ausland. Meine Aufgaben sind es zu gewährleisten, dass die Ausstellungen fach- und sachgerecht aufgebaut und installiert werden.
Zusätzlich halte ich Einführungen in die Ausstellungen, gebe Interviews hierzu oder dokumentiere die Ausstellungen fotografisch.

Aufgrund Ihrer Arbeit beim ifa sind sie häufig auf Reisen. Welches war der Ort, der Sie am meisten inspiriert hat?

Als ich das erste Mal in Hong Kong war, hat mich die Stadt sehr beeindruckt. Das Miteinander von eher traditioneller chinesischer Architektur und den futuristischen Bauten einer modernen Metropole war für mich wie eine lebendige Filmkulisse. Jakarta war ebenfalls ein Erlebnis. Die eher organisch ausufernde Architektur, traditionell und modern, scheint sich dort nicht nur klimatisch im Dschungel zu befinden. Danach waren Mexico City und auch Istanbul besondere Erfahrungen und Erlebnisse.

Für Ihre Drucke verwenden Sie Fotografien als Vorlage, die Sie auf Ihren Reisen anfertigen. Nach welchem Prinzip suchen Sie die Motive aus? Erfolgt die Motivauswahl eher spontan und intuitiv, oder folgt sie bestimmten Regeln? Welche Motive reizen Sie besonders, und was genau macht ihren Reiz aus?

Eine kleine Kamera habe ich immer dabei. Die Fotos die entstehen sind meistens nicht geplant. Selten gehe ich los um speziell Fotos zu machen. Meistens ergeben sich die Fotos auf den Wegen die ich zurücklege im Zusammenhang mit meiner dortigen Arbeit. Für mich sind die alltäglichen Strukturen der Städte interessant die das normale urbane Umfeld bilden. Sozusagen anonyme Architektur die fast wie alleine zu entstehen scheint. In Asien oder Teilen Lateinamerikas gibt es ausufernde Bauten, meistens in ärmeren Teilen der Städte, die sich organisch über- und ineinander fortsetzen und keinem übergeordneten Bauplan zu folgen scheinen. Je mehr sich diese architektonischen Strukturen in ein interessantes Liniengerüst umwandeln lassen um so besser. Der futuristische Aspekt spielt hier ebenfalls eine grosse Rolle.

In einem Text über Ihre Arbeiten wurde geschrieben, dass Sie das bereits Bekannte an fremden Orten besonders reizt. Stimmt diese These?

Wenn man viel reist wird man zwangsläufig feststellen, dass man überall auf der Welt auf ähnliche Strukturen stösst. Das gänzlich Fremde wird immer seltener. Natürlich gibt es das auch, Starbucks, H+M und McDonalds suggerieren eine gewisse Austauschbarkeit, aber der Status des Fremden eher „exotischen“ ist für mich meistens nicht sehr interessant. Ich würde sagen mich reizen immer wieder ähnliche Situationen und Strukturen innerhalb der spezifischen architektonischen Erscheinungsformen in verschiedenen Städten und Ländern, wodurch der Eindruck entsteht, ich würde das bereits „Bekannte“ in fremden Orten suchen. Dadurch entsteht Vergleichbarkeit.

Wo arbeiten Sie am Liebsten?

Überall.

Wie ist es zu Ihren „intermedialen“ Projekten und der Zusammenarbeit mit Musikern gekommen? Musizieren sie selbst?

Mit 14 Jahren habe ich angefangen in einer Skiffle Band zu spielen und seit dem nie wirklich ganz aufgehört Musik zu machen. Ich habe seit dem in diversen Bands und Crossover-Projekten gespielt und gearbeitet. In Rock-, Blues- und Punk Bands wie Weltkinderland, PORKIES HOME, drytones, AMBULANCE CHASERS, der Pop Band DOMINIQUE sowie eigene Projekte mit experimentelleren Charakter wie rasant oder eben CITIES REMIXED. Da ich Bücher und Multiples als künstlerische Ausdrucksform schätze, war es naheliegend für mich, Musik und Sound allgemein in Form von CD-Tonträgern in meinen Bücher oder Produktionen mit auf zunehmen. Musik hat als akustische Erscheinungsform den gleichen Stellenwert für mich wie das geschriebene Wort oder die Zeichnung.